Fasten, (m)ein Weg in die Freiheit

Essen war für mich rückblickend stets eine Belastung, löste in mir immer Schmerzen und Unwohlsein aus. Fand immer irgendwie erzwungenermaßen und nie freiwillig statt, weder emotional noch rational. Das änderte sich mit meiner Bereitschaft für das regelmäßige und wiederkehrende Fasten.

Fasten, (m)ein Weg in die Freiheit
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Prolog

Arzt: "Probieren Sie doch mal einen oder zwei Tage in der Woche zu Fasten", Ich: "Fasten?", Arzt: "oder wenigstens einen Tag >versuchen< nichts zu essen", Ich: "...", Arzt: "dann werden Sie locker mindestens 100 Jahre alt...", ich "ääh,...okay!".

Das war im April 2016. Aus einem Tag in der Woche Fasten wurde erst wenig später 2 Tage und mit dem Jahreswechsel kam dann das 3 Tage fasten in der Woche - dazwischen habe ich nicht "frei" und esse etwas.

Seither hat sich wenig geändert. Außer vielleicht: ich esse kein Brot mehr, kein Fleisch, kein Joghurt und trinke auch keine Kuh-Milch mehr, nur wenig Süßes, dafür gibt es morgens Honig in die erste Tasse Tee. Habe vor einem Jahr dann endgültig an den übrigen Tagen in der Woche das Frühstück und Mittag aufgegeben... ja, und da stehe ich nun mit meinen 4 Mahlzeiten pro Woche und unveränderten 72 kg und einigen wichtigen Erkenntnissen.


Wie sieht mein aktueller Essenplan aus?

Mahlzeit Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So.
Frühstück? - - - - - - -
Mittag? - - - - - - -
Abendessen? - ja - ja - ja ja

Warum versuche ich nur Abends zu essen?

Meine Erfahrung zeigt: die erste Mahlzeit des Tages triggert bzw. aktiviert die "Sucht nach (mehr) Essen", was sicherlich an den Verdauungsenzymen und für die Verdauung notwendigen Hormone in unserem Körper liegt.


Wie ist meine Vorgeschichte?

Ich erinnere mich seit etwa meinem 14. Lebensjahr dauerhaft an Durchfall gelitten zu haben - ganz egal was ich aß, es gab ruck-zuck ein schnelles "Wiedersehen". Mit 28 Jahren begann ich mir dann diese Umstände bewusster zu machen und langsam dazu ein paar Gedanken zu machen, was >da< los sein könnte. Ging zu meiner damaligen Hausärztin, sie vermutete zunächst eine Helikobakter Pilori Infektion meines Magen/Darm-Bereiches. Chemie-Behandlung, jede Menge Säure-Blocker und dann war zumindest schon mal das dauerhafte "Sodbrennen" weg - was das eigentliche Problem nur verlagerte wie sich zeigen wird.

Bei der nächsten Kontrolle Ungereimtheiten, ab zum nächsten Internisten, Magenspiegelung (ein Fest für die Sinne!) und was ist das? Da war ein Geschwür am Eingang zum Dünndarm und die Magenschleimhaut, wunderbar wie eine Pizza Margherita...! Nächste Chemie-Behandlung, Säure-Blocker - herrlich... 6 Monate später Kontrolle, endlich wieder Magenspiegelung (ein kostenloses Abo hätte ich trotzdem direkt abgelehnt) und "schwubs" war das kleine Ding tatsächlich kleiner, der Arzt zufrieden und ich noch am würgen, bis der Schlauch wieder ohne mich zurecht kam... 😉

🤔
Bleibt die Frage, die mir wiederum kein Arzt beantworten konnte: warum verkleinerte sich das Geschwür bei den vielen Chemikalien, braucht unser Körper mehr davon, um "zu funktionieren"?

Wo ist das Problem?

Meine Geschichte ging weiter, genau für 15 Jahre. Zwischendurch jede Menge Verwirrung und Orientierungslosigkeit durch wechselnde Internisten, Leber-Experten, Ernährungsberater und wieder Internisten - aus meiner Sicht schon genug Drama. Das Ende meiner medizinisch geprägten Reise kam erst nach einer 6 monatigen Beobachtungsperiode bei einem renommierten Gastroenterologen zum Vorschein. Neben einigen Tipps für den Umgang mit Antibiotika überraschte mich eines Tages sein Anfangs erwähntes Schlussplädoyer. Rückblickend bin ich ihm von ganzem Herzen für seinen unerwarteten unorthodoxen sowie ganz und gar nicht medizinisch geprägten Mut dankbar.

Spüre ich Hunger?

Nein, die Wahrheit ist, ich bereite mich gedanklich auf meine gewünschte Tages-Mahlzeit vor, dann bin ich wie im Tunnel und lass mich auch nur sehr schwer von meinem geplanten Ess-Vorhaben abbringen. Passiert das nicht, dann bekomme ich auch kein Hungergefühl, ich kann das aktuell gut ausdehnen (wenn ich will) - spannend oder?

Nasche ich zwischendurch?

Nein, mit dem Naschen aktiviere ich aktuell bei mir den Pawlowschen Reflex, aktiviere mein sogenanntes synonyme "Hungergefühl". Obwohl ich intuitiv spüre, dass das "gesunde" Naschen von Rohkost, Kräutern, Nüssen und getrockneten Früchten die gesunde, die eigentlich wirkliche menschliche Ernährungsweise ist, die uns nicht aufbläht, verfettet, verdummt und massiv viel obskure Zeit zum zubereiten, essen und wieder >abführen< in Anspruch nimmt.

Wie geht es mir nach >dem< Essen?

Ich spüre intensiver als ich es vor meiner Fasten-Gewohnheit spürte, dass die Verdauung all meiner (nunmehr durch eine Mahlzeit) zugeführter Nahrung einen spürbaren Teil meiner Energievorräte verbraucht und mich gelegentlich ermüdet - abhängig von der Beschaffenheit meiner Mahlzeit. Ich nahm immer an, dass Nahrung meinem Körper Energie zuführt. Meine Erfahrung lehrt mich nun eine andere Erkenntnis.

Keine Energie durch Nahrung?

Jain, Nahrung die potenziell in der Sonne wächst und reift "beraubt" mich nicht meiner Energie, wie bspw. Äpfel, Heidelbeeren, Kirschen, Pflaumen etc.. Andererseits ist der Effekt anders bei fernab der Sonne gereiftem Gemüse, wie Möhren/Karotten, Radieschen, Kartoffeln etc. diese sind kleine Energieräuber.

Ich habe mich gefragt, was hat das zu bedeuten? In welchem Zusammenhang steht das mit den Essensfreien Tagen?

Mehr Energie ohne Nahrung?

Ja, ganz klar, so scheint es! Jeden Arbeitstag zur Mittagspause ziehe ich mir meine Laufschuhe an und drehe meine kurze Joggingrunde. Ich spüre an den Tagen - nachdem ich etwas aß - müde Beine sowie weniger Energie und Ausdauer. An den Tagen, an denen ich am späten Nachmittag meine erste und letzte Mahlzeit zu mir nehme, spüre ich deutlich mehr Kraft, Ausdauer und fühle mich körperlich schmerzfrei.

Essen = Erkältung?

Besonders störend empfinde ich es, dass bei mir immer während bzw. direkt nach dem Essen Schnupfen- bzw. Erkältungssymptome auftreten. Das lässt dann allerdings von selbst nach etwa 30 bis 60 Minuten nach.

In diesem Zusammenhang und in der Summe meiner vorangegangen Gedanken frage ich mich: Ist Essen überhaupt nötig, wenn es mich körperlich komplett schwächt und offensichtlich "krank" macht?

woman cooking street foods
Photo by Vernon Raineil Cenzon / Unsplash

Lese weiter im zweiten Teil über meinen Weg in die Freiheit: "Warum >müssen< wir überhaupt essen?"