Fasten, (m)ein Weg in die Freiheit, 4. Teil
Verhungern wir ohne Nahrung? Sind wir süchtig nach Essen? Können wir die Achtlosigkeit unserer Ernährung beenden? Sind wir vielleicht sogar Fress-Zombies?
Angst vor dem Verhungern
Kaum ein Mensch kann sich einen Verzicht von allen (gewohnten) Mahlzeiten im Laufe eines ganzen Tag vorstellen. Ich höre immer wieder "Wir müssen doch irgendetwas essen", "...sonst verhungern wir". "müssen" und "irgendetwas essen" sind zwei klassische Anzeichen von Abhängigkeit, und klingt - mit meinem heutigen differenzierten Blick auf unsere Ernährung betrachtet - wie eine klischeehafte Beschwerde eines Junkies, der unter Entzugserscheinungen leidet.
In den vielen Jahren meines regelmäßigen Verzichts auf Nahrung spüre ich immer wieder, unsere Ernährungsweise ist ein konditioniertes (also antrainiertes) Suchtverhalten unter Zuhilfenahme unserer Gefühle und Emotionen. Wie bereits in meinen vorherigen Teilen beschrieben, beginnt alles mit dem zeitigen Essens-Training im frühen Kleinkind-"Alter", der erste Brei, das erste Gemüse und das erste Stück Brot. Wir kopieren den in uns fest installierten Zeitplan der Nahrungsaufnahmen und trainieren die Einhaltung unserer gewöhnlichen drei Mahlzeiten mit unserem Kind. Bereits nach kurzer Zeit, ist unser Kind ebenfalls in dieser Zeitfalle gefangen, begleitet von süßem Brei, Joghurt, Keksen, Kuchen und anderen süßen Begehrlichkeiten aus der Belohnungsecke.
Wenn unser Kind eine Nahrungsaufnahme verweigert, kommt von uns Eltern sofort ein motivierendes "Du musst doch irgendwas essen, sonst wächst du nicht, sonst bleibst du so klein wie du bist!". Junge Damen bzw. Mädchen die während ihrer Pubertät intuitiv spüren, dass ihnen unsere industrielle Nahrung nicht gut tut und diesen bereitwilligen Essenverzicht gedanklich mit dem Ausblick auf eine möglichst attraktive und schlanke Figur rechtfertigen, werden falls nötig von verunsicherten (ängstlichen) Eltern in die ärztliche Betreuung ihrer "Bulimie" gezwungen und mit psychoaktiven Medikamenten belohnt.
Selbst noch als "erwachsene" Frauen bleibt die innere Sehnsucht nach einem sattem Essensverzicht häufig bestehen und nicht wenige versuchen diesen Wunsch mit anderen Süchten zu unterdrücken.
Ursprünge des Essens
Ab und zu ein paar Beeren oder Nüsse und das war's. So oder ähnlich lässt sich unsere ursprüngliche Ernährungsweise in Kurzform beschreiben. Irgendwann im Laufe der Zeitenwenden und Äonen wurde aus Naschen "Fressen" und aus unserem Bewusstsein unser heutiges Ego.
Solange wir unsere wahren Bedürfnisse in unserem Innern nicht wahrnehmen und erkennen wollen und weiterhin stumpfsinnig vor uns hin fressen, bleibt uns eine mögliche achtsame Ernährung einfach verwehrt, weil wir es nicht wollen. Wir wollen weiterhin totes Tier in der Weizentasche, wir wollen nicht auf Kuchen und Kekse verzichten und wir wollen weiterhin Industrie-Gifte und Alkohol. Wir haben uns die unterste Stufe der Nahrungs-Evolution (-Illusion) selbst "hart" erarbeitet und davon rücken wir nicht ab!
Alles ist möglich, wir dürfen uns einfach wieder entscheiden!
Warum wurde aus "Naschen" zu viel
Die Industrialisierung unserer Nahrung hat unseren Hang zum Süßem schamlos ausgenutzt, sogar noch verstärkt und unserem Fress-Verhalten immer mehr die stärker süchtig machenden Eigenschaften "unter" geschoben. Wichtig zu erwähnen sind hier überzüchtete Äpfel (nicht aus dem Samen gezogen) und andere übersüße Früchte. Sogar Gemüse wurde über die letzten Jahre eine immer stärkere Süße beigebracht neben Tomaten sind Karotten, Salat und sogar Gurken plötzlich süß und verändern unsere Wahrnehmung zum normalen süßen Geschmack.
Warum wurde das ursprünglich kleine Naschen schlecht und stattdessen sind nun drei Mahlzeiten pro Tag genau richtig? Bewahren uns vor dem Hungertod? Warum verhungern Menschen nicht, die bewusst "nichts" mehr essen - gegenüber Menschen die Angst vor dem Verhungern haben und das Essen einstellen?
Degeneriert zu Fress-Zombies verließen wir unsere Natur-gegebene Art und Weise uns mit Kleinigkeiten zu nähren, ähnlich wie wir es vom - einigermaßen zurückhaltendem - Naschen her auch kennen. Solange wir nicht wahrnehmen wie unsere Nahrung für uns von "außen" verändert wird und wie anders unser Körper darauf reagiert. Können wir auch nicht unseren freien Willen leben, haben keine Wahlmöglichkeit!
Für mich steht es fest, ich will nicht mehr zurückkehren, zurück zu achtloses in mich hineinfressen ohne Blick auf die Sinnhaftigkeit. Deine Entscheidung für eine Veränderung wächst in dir und entspricht deinem Bauchgefühl und deinen Zielen im Leben.
Einfach mal so das Essverhalten von 21 Mahlzeiten in der Woche auf 4 oder weniger Mahlzeiten zu reduzieren ist sehr ehrgeizig aber machbar. Lass deinem Körper Zeit um sich mit deiner Wahrnehmung zu synchronisieren, gehe kleine Schritte, die nicht mehr umkehrbar werden, weil du dir Zeit lässt. Die Taktik der kleinen Schritte ist stets eine sehr achtsame Wahl für starke Veränderungen.
Wirtschaftliche Nachteile
Auf unsere ungesunde Art der Ernährung wurde eine gigantische Welt-Industrie errichtet die auf unsere Abhängigkeit baut. Von der Produktion von "Lebensmitteln" und "Genussmitteln", über die Möbel-Industrie (für Küchen, Esszimmer und Sanitär) bis hin zur großen Pharma und Medizin-Industrie ist es nicht absehbar, was es bedeutet, wenn die Menschheit morgen feststellen würde, dass sie ohne das krankmachende Essen irgendwie viel besser klar kommt.
Womöglich weniger unter Durchfall und Erkrankungen leidet, womöglich kurzfristig mehr Geld zum Leben hat, kleinere Wohnungen braucht, kaum noch Arztbesuche benötigt und überhaupt viel mehr Lebensqualität verspürt. Allerdings hätten wir dann auch deutlich mehr Zeit, denn eine Zeitfressende Arbeit bräuchten wir dann ja auch nicht mehr - witzig oder?
Welche Bedeutung hat nochmal die Nahrungsmittel-Industrie?
Ausblick
Essen sollten wir nicht schon als Kleinkinder trainieren oder üben müssen, wir dürfen lernen unser Essen zu genießen, auch mit der Freiheit verzichten zu können, mit dem Recht unser Körpergefühl immer das Mitspracherecht zu gewähren, damit wir frühzeitig erkennen lernen, wenn uns bestimmte Dinge nicht gut tun oder wir einfach ein angenehmes Sättigungsgefühl erreicht haben.
Kleinkinder könnten zum Beispiel freien Zugang zu einem permanent gefüllten Teller mit Gemüsestücken, Beeren oder falls nötig auch Nüsse erhalten, um die Mahlzeiten-Rituale aufzubrechen, diese zwingen uns zur Nahrungsaufnahme. Beobachte selbst wie deine Mitmenschen reagieren, wenn du nur mit einer Tasse Tee am Tisch sitzt...
Bei Appetitlosigkeit haben wir als Erwachsene das Recht auf Gelassenheit. Nein es muss nicht immer gleich der Beginn einer schweren Magersucht sein, "nicht essen wollen" ist eine natürliche, gesunde Angewohnheit unserem Körper selbst regelmäßig Heilung zu gewähren.
Essen ist ein freies Recht und kein zwanghaftes Verhalten, basierend auf unseren freien Willen, dürfen wir jederzeit verzichten wenn uns unser Körper dieses Signal sendet und wir uns damit wohl fühlen. Egal ob Krankheiten, Fastenkur oder intermittierendes Fasten, Essensverzicht bewahrt unsere innere Verbindung von Körper, Geist und Seele, Essensverzicht ist ein wichtiger Teil unser Fähigkeit "Nein" zu sagen und ist gefälligst von allen Menschen um uns herum zu akzeptieren. Das ist eine wichtige Grundlage für ein gesundes und selbst bestimmtes Leben!
In Liebe und Dankbarkeit