Ein ganz normaler Fastentag
"Wie, du isst heute nichts? Du musst doch irgendwas essen! Was ist mit Eiweiß, Mineralstoffen und Vitaminen? ...und isst du dann wirklich und ganz strikt nichts? Komm sei doch ehrlich, du flunkerst doch nur!".
6:30 Uhr mein Wecker klingelt
Ich stehe auf, geh ins Bad, Morgentoilette, ein Blick in den Spiegel "ich liebe Dich" und mein Gedanke des Tages: "ich habe heute frei" (vom Esszwang). Ich wecke die Kids, gehe in die Küche ziehe mir Wasser aus dem Schwerkraft-Filter, bringe es zum kochen und bereite Tee für meinen Sohn und mich zu. Ohne Zucker aber mit einem Löffel Honig (bitte verzeiht mir, meine lieben Bienen!). Er liebt Kamillen-Tee, ich mag zur Zeit lieber Pfefferminze (lose).
Ich bereite meinem Sohn Nummer 3 etwas für die Schule zum essen vor. Er ist 9 Jahre jung. Ich schäle ihm eine Gurke, schneide sie in Scheiben, packe noch einen Mini-Salz-Streuer dazu, ein paar frisch geschnittene Paprika-Streifen, ein paar gesalzene Nüsse und einen Müsli-Riegel. Alles genau so wie es sich mein Jüngster wünscht.
Seit neuestem frühstückt er morgens nicht mehr, trinkt nur Tee und ist happy. Ich merke, dass er meine jahrelangen Gewohnheit ohne Frühstück nachahmt, selbst ausprobiert, um herauszufinden wie es sich anfühlt - ich lasse ihn gewähren, kein Problem!
Irgendwann in den Jahren meines wöchentlich wiederkehrenden Fastens, fand ich heraus, dass das Fasten einfacher wird, wenn ich mich - an meinen Ess-Tagen auf die letzte Mahlzeit des Tages fokussiere. Starte ich bereits mit dem Frühstück und esse etwas, wird mein Wunsch nach "Nahrungs-Verzicht" schwächer. Entweder enthalten unsere "Nahrungsmittel" bestimmte Suchtstoffe oder mein Körper ist perfekt "durchprogrammiert" für's essen...!?
Ganz anders mein Sohn Nummer 2, er ist 16 Jahre jung, frühstückt klassisch Müsli. Er mag die billigen gefüllten Weizentaschen von Edeka, mit dicker Zuckerkruste dran und drin, Milch dazu und fertig. Er trinkt ein Glas Wasser aus dem Filter und zischt wie der Wind ab in die Schule. Meine Versuche ihm wertvolle Tipps zu verkaufen sind allesamt liebevoll gescheitert: "Lieb von dir... aber ich mag das nicht...", "Papa, ich habe morgens wirklich richtig Hunger und will diese >Cornflakes< und gut ist!", "ich will richtige Milch, alles andere ist eklig!". Ich verstehe und lasse ihn los, jeden Morgen auf's neue!
Ich bereite Sohn Nummer 3 seine geliebte Wasserflasche vor, etwas Zitronensaft hinein, manchmal frisch gepresst, meist jedoch aus dem Bio-Supermarkt "pasteurisiert" und der Rest sauberes Wasser drüber.
Ich schlürfe meinen Tee ruckzuck leer. Es ist 7:30 Uhr und ich schicke meinen Jüngsten Sohn in die Schule - "ich liebe dich, bis heute Nachmittag - denk dran, heute Nachmittag ist Schlagzeug"!
8:00 Uhr, Schwarzer Tee
Meine zweite Tasse Tee ist (m)eine Besonderheit. Ich brühe mir Assam-Tee (goldene ganze Blätter, lasse ihn 10 Minuten köcheln - wie von meinen indischen Kollegen empfohlen, gute Idee!). Klar schwarzer Tee enthält Koffein, das brauche ich nicht, ich gönn es mir aber - ganz einfach!
Während der Tee köchelt, erhitze ich mir Hafermilch und gebe einen Löffel Kokos-Öl hinein und schäume es mit dem Milch-Aufschäumer auf (Quasi "Bulletproof Tea"). Ich gieße diese "Milch" zusammen mit dem Tee in meine große Tee-Tasse und genieße. Ich schalte ab und bringe mich mental in meine energetische Mitte, ich habe heute wieder viele Meetings mit den deutschen Kollegen und mit den Indern in Bangalore - alles gut, ist noch Zeit und ich genieße meinen Tee.
Meine Lymphe, Leber und meine Galle freuen sich über das hochwertige Fett aus dem Kokosöl und beide bereiten mir einen guten Stoffwechsel-Start mit der ersten erleichternden "Bio-Pause" zum Tagesauftakt 😉.
8:30 Uhr, Start am Rechner
Ich stehe am Schreibtisch (während der Arbeit immer!) und für die Meetings habe ich ein großes Glas Wasser. Ab und zu nippe ich am Wasserglas. Ich zwinge mich nicht - muss nicht, alles nur wie ich es wirklich will!
Die Meetings zeigen ihre Wirkung und ich verlasse meinen Schreibtisch. Augen-Yoga und sofortige Flucht vor dem Kunstlicht, der Energie-Räuber!
11:30 Uhr, "...ich habe heute frei!"
Das letzte Meeting vor der "Mittagspause" läuft. Wir wünschen uns zum Abschluss einen guten Appetit. Beiläufig erkläre ich, dass ich kein Mittag esse und stattdessen die Laufschuhe anziehe und eine Runde durch den Wald drehe. Erstaunt hält der Rest im Meeting "inne". Einige erwidern "Wow, das könnte ich nicht!", oder "Du isst gar nichts? ...wie machst du das?". Daraufhin ich: das mach ich bereits seit fast 10 Jahren, ich freue mich auf meine freien Tage, die Tage meiner Erleichterung, die lebenswerten Tage mit bewusstem und echtem "Tiefgang".
12:00 Uhr, Laufschuhe an und los!
Ich laufe locker und ruhig atment durch den Wald. Nicht zu schnell, bin nicht auf der Flucht - habe schließlich meine "Mittags-Pause" und genieße es. Ich spüre Anstrengung und auch Dankbarkeit. Meine Füße federn selbst in meinen "Barfußschuhen" jeden Schritt ab.
Vor Jahren habe ich meine in der Kindheit antrainierte konventionelle Hacken-Lauftechnik eingetauscht gegen die knieschonende Variante auf den Vorderfüßen zum "Nachteil" meiner Waden-Muskeln. Am Anfang litt ich oft und insgesamt zwei Jahre unter cronischer Achillessehnen-Entzündung. Meine Sprunggelenke wussten auch nicht recht was das jetzt mit meiner neuen Lauftechnik soll. Mein Osteopath korrigierte sie, bog und modellierte sie zurecht und "ta-da" ich laufe seit nunmehr ca. 6 Jahren schmerzfrei ohne entzündeter Achillessehne ("mmh, ob da vielleicht ein klitzekleiner Zusammenhang zwischen Sprunggelenk und Wadenmuskel besteht?")
13:00 Uhr, endlich zurück im Meeting
Zurück im Kunstlicht, zurück am Schreibtisch, ich stehe und fühle mich frisch, bin geduscht und noch leicht erhitzt. Ich trinke einen Schluck Wasser.
Zwischen den Meetings verlasse ich kurz meinen Schreibtisch, Augen-Yoga, Barfuß durch den Rasen (auch im Winter!), kurz ein paar Noten am Klavier gespielt - Reize einsammeln, herrlich!
15:00 Uhr, Zwischenstopp
Meine Frau hat Feierabend, sammelt unseren jüngsten Sohn ein und fährt mit ihm zum Schlagzeug-Training. Er mag es nicht mehr, ist aber immer vollständig entfesselt und begeistert während seines Unterrichtes. Ich biete ihn an, ein elektrisches Schlagzeug zu besorgen, er lehnt ab und sagt: "Papa, ich will doch kein Schlagzeug mehr spielen". Ich verkneife mir mein "schade!" und befreie meine Gefühle mit einem los-lassendem "okay, verstehe, auch gut!".
Auf meine Frau und mich wartet hier noch die nächste Stufe des "loslassens". Wir freuen uns, wenn er selbstständig Entscheidungen trifft und lassen keinen Versuch aus, ihm seine Entscheidungen abzunehmen.
17:00 Uhr, letztes Meeting
Ich räume mein E-Mail Postfach auf, beantworte die letzten E-Mails, ein letzter Anruf und dann Haken dran. Augen-Yoga, Kunst-Licht aus, Ende für heute mit Energie-Vampirismus.
18:00 Uhr, "schnell" Abendbrot!
Meine Frau ist geschafft von ihrem Arbeitstag und bittet mich für die Family Abendbrot vorzubereiten. Sie hat keine Idee, die Kinder wollen Spaghetti oder Pizza - meine Frau lehnt das ab. Ein ganz normaler Tag eben! Der einzige Unterschied "ich habe heute >frei<"
Die Kinder bleiben hartnäckig, mein Teenie-Sohn schlägt zur gütigen Einigung Spaghetti mit "Bolognese" vor. Meine Frau bestätigt den Kompromiss mit "auch okay, Hauptsache was >Warmes<".
Seit 3 Jahren esse ich komplett Fleischfrei, kenne und verstehe die energetischen und gesundheitlichen Folgen des Leichen-Fleisches vom Schwein, Rind oder Hähnchen. Mein Bauch ist flach, meine Verdauung ist flink und nicht zäh. Die Energieeinflüsse durch den industriell induzierten Todeskampf der göttlichen Tiere bleiben mir vollständig erspart (Ihr lieben Mitwesen: Bitte verzeiht mir mein mangelndes, entschlossenes Einschreiten!).
18:30 Uhr, Käse reiben und essen!
Tapfer bereite ich die Bolognese-Soße mit Zwiebeln, Hackfleisch, Oregano und passierten Tomaten zu, reibe den Gouda und läute zum Abend-Essen.
"Lasst es euch schmecken", töne ich und als Echo höre ich ein verlegenes "ja, vielen Dank, Papa!". "Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?" fragt mein Jüngster, die anderen rufen "Ja, ich auch?". Wasser kommt, ich räume den Tisch ab (weil ich es kann) und vom Essen geschafft sitzt die Familie am Tisch.
Warum fragen wir eigentlich ob unsere Kinder "dieses" oder "jenes" "können"? Wozu fragen wir nach der "Fähigkeit", nach dem "Können"? Was passiert eigentlich in unserem Unterbewusstsein, wenn wir auf diese "Könnens-Frage" mit Ablehnung antworten? Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns hier einen dauerhaften inneren Konflikt aufbauen zu unseren Kindern, die verunsicherte und hilflose Eltern und illusionierte Kinder zurücklassen. Mir sind ein paar Fälle bekannt, von denkwürdigen langjährigem Fehlverhalten durch simples wiederholen von "das kann ich nicht...!". Ist diese Art der Autosuggestion etwa eine Programmierung unseres Unterbewusstseins?
Mein Jüngster wittert iPad-Zeit und schiebt es meiner Frau unter die Nase. Sie erwidert, "...heute darf Papa entscheiden!", "...hast du deine Mappe für morgen gepackt?" Woraufhin er erwidert "ja, alles fertig". Meine Frau ahnt die Mogel-Packung und das folgende Streitgespräch erstickt letztlich etwas würdelos den befriedigenden Abschluss des Familien-Essens (ohne Vater, der hat ja heute frei!).
19:30 Uhr, Zähne putzen, pullern...
Die "Könnens-De-Programmierung" schreitet fort: "kannst du dich bitte ausziehen?...", "...kannst du dich bitte duschen gehen und dir anschließend die Zähne putzen?" gefolgt von einem trotzigen "Nein, kann ich nicht!". Abend für Abend das gleiche Spiel!
Ich habe angefangen aus der Frage nach der Fähigkeit eine einfache höfliche Aufforderung zu zaubern. Der Widerstand löst sich nun langsam auf und wir verstehen was die Frage nach dem "Können" in uns anrichten "kann" 😉.
Ich liege neben meinem Jüngsten in unserem Bett. Er schläft bei seinen Eltern, weil er sich im Bett in seinem 40 Quadratmeter-Kinderzimmer verloren fühlt. Meine Frau spaßt immer, dass er uns zu seinem 18. Geburtstag mit seiner Freundin in unserem Bett überrascht und uns freundlich bittet, "Ihr könnt doch jetzt endlich mal alleine schlafen, oder?"
Neben meinem einschlafenden Sohn, lese ich noch etwas und nicke "kurz" weg.
21:30 Uhr, gute Nacht
Der Tag ist um, und mein Resüme für diesen/einen gewöhnlichen Fastentag lautet:
- ich habe gelegentlich kalte Füße und Hände (Im Sommer bei 35-40°C schwitze ich dafür kaum noch!)
- bin über den Tag immer weniger durstig und trinke insgesamt etwa 1,5 Liter Wasser/Tag
- ich spüre keinen Hunger und vermisse kein Essen - Danke!
- Herausfordernd bleibt natürlich die Zubereitung des Essens, spätestens beim würzen und dem Widerstand gegen das Abschmecken fühl ich mich leicht in die Enge getrieben.
Ausblick
Am nächsten Tag das komplett gleiche Prozedere. Einziger Unterschied: heute esse ich >eine< Mahlzeit - zumindest ist das mein ungezwungenes Ziel! Ich lasse also Frühstück und Mittag aus und steuere mental in Richtung Abendbrot zu. Gelegentlich erlaube ich mir auch ein "Mittagessen" und esse dann nur noch einen Snack zum Abend. Noch seltener erlaube ich mir beides oder sogar ein Mini-Frühstück in Form eines frischen Brötchens mit Butter und Käse - ganz egal, ich bin ja frei in meiner Entscheidung!
Das schönste für mich ist, dass ich mir meine "Ernährungsweise" in jeder Form erlaube und mir gar nichts verbiete, keine Verbote oder Regeln. So kann ich meine wahren inneren Kräfte entfalten und bewahre mir die Fähigkeit auf's Essen und auf alle anderen möglichen Dinge des Alltags verzichten zu können, wenn ich es denn will!
Ein bis zweimal in der Woche erlaube ich mir auch den Gang ins Fitness-Studio. Das ist meine Inspiration für meine Frau und meine Kids, sich in geschlossenen Räumen an Maschinen abzureagieren und den Körper-Muskeln zusätzlich Arbeit zu veschaffen und um den Schmutz aus dem Körper auszuschwitzen.
Ab und zu rauche ich eine Zigarette (1x im Monat), esse eine komplette Tafel Schokolade, wenn ich Lust dazu habe, trinke ein kleines Glas Rotwein am Abend unabhängig davon ob ich faste oder esse, ich kann alles, weil ich frei in meinen Entscheidungen bleibe. Einzig meine zeitliche Abfolge zu fasten kommt einer Regelung gleich, aber was solls, das ist für mich wirklich total erträglich! ...und wer weiß wohin die Reise geht: einmal im Monat erlaube ich mir seit ein paar Monaten eine vollständig essfreie Woche - was für ein Fest!
Diät?
Klar, wer Regeln mag und Gewicht abnehmen will, um danach wieder zuzunehmen? Fasten ist einfach deutlich leichter, vor allem mit dem Freiheits-Gefühl und -Gedanken und der Vermeidung von Bestrafung oder einem schlechten Gewissen in Form von Angst oder Zweifeln etwas "nicht richtig" zu tun.
Als Menschen haben wir einen freien Willen, nutze ihn einfach, es ist doch dein Geschenk der "göttlichen Ermächtigung". Du willst wissen was das ist? Finde es selbst heraus! Unser in der Menschheit gelebtes Regelwerk des inszenierten hiesigen Lebens passt runtergeschrieben theoretisch auf eine Briefmarke: "gehorche!".
In unendlicher Liebe und Dankbarkeit!